im kontext von raum, bau und stadt

>Jungesellenmakkaroni 1987

Spaghetto, Makkaroni, Lasagne, Aquarienpumpe, Schlauch, Styroporsockel; Ausstellung: Maschinenmenschen 1991, Kurator/inn/en: Dr. Lucie Schauer, Dr. Inken Nowald, Dr. Peter Funken; Neuer Berliner Kunstverein, Kunsthalle Berlin

Fritz Balthaus: Jungesellenmakkaroni 1987

Die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt

 

Schon die frühen Arbeiten von Fritz Balthaus beziehen ihren besonderen Reiz und ihre Ironie aus rückgekoppelten Mechanismen. So etwa die Arbeit "Junggesellenmakkaroni" aus dem Jahr 1987. Unaufhörlich hebt und senkt sich eine pneumatisch angetriebener Spaghetto, umschlossen von einem einsamen Maccherone. Die Basis der erstaunlichen Apparatur stellt eine schräg gestellte Lasagnenudel dar. Der Komik des ebenso sinnlosen wie rhythmischen Aufbegehrens eines wippenden Spaghetto tut es keinen Abbruch, daß die Konstruktion der kinetischen Skulptur offengelegt wird, indem ein grüner Schlauch und eine Aquarienpumpe unverhüllt bleiben. Der folgenlose Aufstand der italienischen Teigware, schon an sich ein Bild der Selbstbezüglichkeit, verweist indes auf ein weiteres zirkulares Modell: das System der Kunst. Wer sich in der Kunstgeschichte auskennt, der wird angesichts des "Junggesellenmakkaroni" mühelos das gesamte Repertoire möglicher Bezüge herunterspulen können, vor allem aber auf Marcel Duchamps "Grand Verre" und dessen nach dem Prinzip der Spontanität arbeitende "Schokoladenmühle" (1914) verweisen, mit deren Hilfe sich der Junggeselle seine Schokolade selber reibt.

 

Annette Tietenberg, in: Observing Systems, Kat. Fritz Balthaus, Freiburg 1997