im kontext von raum, bau und stadt

>Petri-Pegel

Rostock, 4 Objekte, Preisträger, zweiphasiger Kunstwettbewerb 

Kunststandorte Petriviertel, Hansestadt Rostock, Realisierung Sommer 2015, Visualisierung Robert Herrmann, Foto: Friedhelm Hoffmann

Fritz Balthaus: Petri-Pegel

>Künstlerische Idee

 

Der Vorschlag 'Petri-Pegel' thematisiert die wiederkehrenden Überflutungen des Petriparks und möchte dieser ortsspezifischen Ausnahmesituation eine bleibende Form geben. Wenn Gegenstände schräg aus dem Wasser ragen, tritt das Phänomen der Lichtbrechung und deren optischen Verzerrung auf. Der Kunstvorschlag besteht nun darin die rein optische Erscheinung der Lichtbrechung

- nicht die der Spiegelung - als tatsächliche Formveräderung in den Objekten zu realisieren: In eine Parklampe, einen Mülleimer, einen Findling und drei Fahrradständern wird die Lichtbrechung tatsächlich eingeschreiben. Die optischen Verzerrungen des dagewesenen Wassers bleiben als Schnitte und Knicke in den materiellen Objekten zurück, wenn das Wasser wieder zurückgegangen ist. Weil hier der Licht-, Luft- und Wasserraum in einer Skulptur zusammenkommen, bleiben die Wassereffekte auch im Trockenen zurück. Nebeneinanderstehend bilden die vier Objekte nun eine imaginäre Wasserlinie. Der PETRIPEGEL erinnert an einen gewesenen Wasserstand. Der Ausnahmezustand den das mächtige Hochwasser regelmäßig erzeugen wird, hinterläßt zudem eine leicht windschiefe Parklampe, einen leicht gekippten Abfalleiner und Fahrradständer die durch die Überschwemmung aus dem Lot geraten zu sein scheinen.

 

>Formale Umsetzung

 

Der Vorschlag beinhaltet keine Hinzufügung von ortsfremden Gegenständen, auch keine Beeinträchtigung der vorgesehenen Parkstruktur, sondern übernimmt nahezu vollständig die vorliegenden Petripark-Planungen, deren funktionale Objekte und Positionierungen. Der Kunstort wurde nach dem gehäuften Vorhandensein passender Objekte für den Petri-Pegel gefunden. Das Ensemble Abfalleimer, Parklampe, Findling und Fahrradständer bildet eine absolute Schnittmenge von Kunst und Park. Die vier zusammenstehenden Gegenstände sind auf einmal einzugesehen, wodurch die imaginäre Wasserlinie sichtbar wird.

 

>Einzigartigkeit und Ortsbezug

 

Die künstlerische Idee Petri-Pegel wurde speziell für den Petripark entwickelt. Der Ortsbezug dieses Kunstvorschlags ist absolut. Die vorgefundene Umgebung und sogar die Flut sind Thema dieses Kunstvorschlags. Das lokale Wetter materialisiert sich in den Kunstgegenständen und verdichtet den Kunstvorschlag zudem zeitspezifisch.

 

>Nutzen

 

Alle Gegenstände bleiben nutzbar, die Lampe brennt, die Fahrradständer konnen benutzt werden, lediglich die Entleerung des Mülleimers wird umständlicher, weshalb dessen unsichtbare Verschließung erwogen wird und als Ersatz in der Nähe ein weiterer Mülleimer aufgestellt werden könnte. Ein höherer Nebennutzen der künstlerischen Arbeit besteht wohl auch darin, daß das Phänomene der Lichtberechung und des Wetters wie auf einem naturkundlichem Lehrpfad vermittelt werden kann, ähnlich wie Schulklassen und Familien mit Kindern in Exploratorien Wahrnehmungsphänomene näher gebracht bekommen.