im kontext von raum, bau und stadt

>Silent Ceilings, Rounded Grounds, 1999 / 2017

 Museum1, Winkelbüel, Grundstück 837, CH 6043 Adligenswil, Skulpturen, Beton, Edelstahl, Armierung; Kurator: Stephan Wittmer; Silent ceiling: Deckenelement Whitney Museum of American Art, NY, 47x47x44,6cm; rounded ground: Bodenelement aus dem Bürgersteig vor dem Solomon R. Guggenheim Museum, NY, Durchmesser 277,5cm; Fotos: S. Wittmer

Fritz Balthaus: Silent Ceilings, Rounded Grounds, 1999 / 2017

>Silent Ceilings, Rounded Grounds

 

Adligenswil — Wir kennen sie alle, die Museumsbauten der Superlative von Bilbao über New York bis Abu Dabi: Die Konzeption neuer Gefässe für Kunst und Kultur hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Stararchitekten und -architektinnen auf den Plan gerufen, darunter Frank Gehry, Zaha Hadid, Herzog & de Meuron, Ludwig Mies van der Rohe und Jean Nouvel. Wesentlich bescheidener gibt sich in dieser Hinsicht das Museum1 in Adligenswil. Es gibt sich mit einer Baubrache zufrieden und versteht sich als Gegenentwurf zu den Spektakelarchitekturen der Gegenwart. Ein aus Eisenstangen gebildeter Kubus ist die einzige Struktur auf dem Gelände, die entfernt an Architektur erinnert. Das Museum1 will kein White Cube sein, sondern vielmehr ein lebendiger Denkraum, der die gesellschaftliche Rolle von Museen befragt und herausfordert.

 

Fritz Balthaus verhilft dem Museum1 derzeit zu einer weiteren konzeptionellen Wendung. Balthaus ist nicht nur bekannt für seine pointierten Versuchsanordnungen und seine oftmals ironische Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsbetrieb. Mit seiner Intervention "Silent Ceilings, Rounded Grounds" macht er die absente Museumsarchitektur auf kluge Art zum Thema: In das Gelände hat er eine kreisrunde Form eingelassen. Es handelt sich um die Kopie eines Bodenelements aus dem Bürgersteig vor dem Solomon R. Guggenheim Museum in New York. Dazu gesellt sich ein kubisches Gebilde, das ebenfalls von grosser Museumsarchitektur inspiriert wurde, stand doch nichts weniger Pate als ein Deckenelement des Whitney Museum of American Art, New York. Losgelöst vom grossstädtischen Kontext erfüllen Balthaus «Schwesternelemente» ihre ursprüngliche Repräsentationsfunktion jedoch nur noch sehr bedingt. Beide Bauelemente emanzipieren sich stattdessen und werden zu Skulpturen, die miteinander in Dialog treten. Umgeben von Schotter, Gras, Einfamilien- und Gewerbebauten entfalten sie eine eigenwillig-schlichte und stille Ästhetik – eine Paarung von kritischer Intelligenz, poetischem Witz und glokalem Charme.

 

von Jana Bruggmann auf artlog.net