Manfred Schneckenburger im Ausstellungskatalog zu "ein/räumen" Damit tun sich weitere Spielräume auf. Straßen und Museum durchdringen sich. Das heißt nicht, daß die Straße das Museum absorbiert. Im Gegenteil, je umfassender und vehementer der Zugriff von außen sich durchsetzt, je weiter die Kunst sich vom Museum ins Leben entfernt, desto dringlicher braucht sie das Museum als Horizont, desto unerläßlicher wird der museale Spannungspool. Die Translokation hat, ein knappes Jahrhundert nach Duchamp, nur noch wenig Erkenntniswert. Diese Lektion haben wir verstanden. Auch der Künstler als Museumsdesigner reicht nicht aus. Es braucht tragfähige Doppelcodierungen, die deutlich beide Pole zuspitzen und verdichten. Wie beispielsweise bei Fritz Balthaus, der Wand- und Bodenmodule von großen Kunstmessen im Museum neu installiert. Der Einzug ins Museum macht aus der Verkaufs- eine reine Ausstellungssituation. Soweit Duchamp. Doch die Herkunft von der Messe steht pointiert für Vermarktung, Productplacement, Verkauf: den Warencharakter der Kunst. Dagegen erinnert die Plazierung als Minimal Skulpturen an den festen Orts- und Raumbezug dieser Kunst. Erst die Verortung im Museum schafft neue Orte, die ihren Sinn gerade aus der Spannung zum Museum ziehen. Das Museum mit seinem Apparat bewährt sich dabei als sinnstiftendes Medium. Es gibt den sinn-losen Fragmenten vom Markt einen sicheren Status zwischen Herkunft und Präsenz. Diese Künstlergeneration benutzt das Museum nicht mehr ausschließlich als Heiligmacher. Die Frage heißt nicht mehr: wie entsteht Kunst? Sie fragt: Was ist, was bewirkt ein Museum. Die Jüngeren weiten Duchamp aus, indem sie seinen Vorstoß halb zurücknehmen und ihn damit neue Bewegungsfreiheit verschaffen. Das Museum erfüllt sich nicht nur im Sockel, sondern in einer Vielzahl von Bezügen und Bedingungen, die Wahrnehmung verändern und konditionieren.